Film

Filmkritik: Meine schöne innere Sonne

FRANZÖSISCHE FILMWOCHE 2017: Was tun, wenn das Leben nur noch flüchtige Romanzen und Kurzeit-Affären bereithält und die Hoffnung auf die wahre Liebe dahinsiecht? Seine Freunde vollheulen, lachen, sich aufregen. Dann Hoffnung schöpfen, das ganze nochmal von vorn durchmachen und am Ende vielleicht doch noch was über sich selbst herausfinden. Das wäre auch schon der bescheidene Plot von Claire Denis‘ Meine schöne innere Sonne und ganz schön dürftig, wenn Juliette Binoche und Gérard Depardieu dem ganzen nicht so viel Charme einflößen würden.

Von Liebelei zu Liebelei

Die Künstlerin Isabelle (Juliette Binoche) ist eine Frau mit attraktiver Ausstrahlung, selbst wenn sie unglücklich ist. Und unglücklich ist sie eigentlich ständig. Ihre Affäre mit dem verheirateten Kotzbrocken-Bankier Vincent (Xavier Beauvois) endet, als dieser ihr nonchalant erklärt, dass er niemals seine Frau verlassen wird. Der Schauspieler (Nicolas Duvauchelle), den sie bald darauf trifft, ist ein ewiger Zauderer und Grübler, der ihr nach der ersten gemeinsamen Nacht erklärt, wie sehr er das ganze bereut. Und auch eine erneute Hinwendung zu ihrem Ex-Mann François (Laurent Grévill) scheitert, als sie sich erinnert, wie sehr er sie nervt. Keiner von Isabelles Beziehungsversuchen hält lang und immer größer wird ihre Befürchtung, dass sich ihr Liebesleben langsam von ihr verabschiedet und sie ihr Dasein eben ohne die wahre Liebe fristen muss.

Und weil Drehbuchautorin und Regisseurin Claire Denis hier auf jegliche Melodramatik verzichtet, ist Isabelles Schwanken zwischen tiefer Betrübtheit und plötzlicher Euphorie vor allem amüsant. So sehen wir sie im intimen Klogespräch mit ihrer besten Freundin in Sekundenschnelle vom Gelächter ins Geheul übergehen, was Juliette Binoche locker aus dem Ärmel schüttelt. Überhaupt Juliette Binoche: Mit augenzwinkernder Herangehensweise spielt sie hier eine Figur, deren Gedanken bis zum Schluss immer um die gleichen Fragen kreisen. Dies wäre absolut anstrengend, wenn sie ihr nicht das Fünkchen Würde in ihrer Absurdität und uns damit Empathie für ihre vermeintlichen Sorgen einflößen würde.

Ende zur rechten Zeit

Und so plätschert Meine schöne innere Sonne zur rechten Zeit im dunklen Winter vor sich hin, Isabelle hangelt sich von Mann zu Mann, scheitert mal an nachvollziehbaren Beziehungsansprüchen, dann an fragwürdigen Unsicherheiten. Bis urplötzlich der Abspann erscheint, während sie noch beim Wahrsager (Gérard Depardieu) sitzt. Was dieser ihr zu sagen hat, ist nicht bahnbrechend oder neu. Aber es rundet diese Komödie über unser ewiges Kreisen um die eigene Achse in Sachen Liebe ideal ab. Ein Film, der weiß, wann es gut ist – heutzutage eine Seltenheit.

Meine schöne innere Sonne

(Original: Un beau soleil intérieur)

Curiosa Film, Frankreich 2018

Regie: Claire Denis. Drehbuch: Claire Denis, Christine Angot

Besetzung: Juliette Binoche, Gérard Depardieu, Xavier Beauvois, Nicolas Duvauchelle, Laurent Grévill, Paul Blain

94 Min. Deutscher Kinostart: 14. Dezember 2018

Gesehen auf der Französischen Filmwoche

culturshock-Wertung: 6/10

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