Bad Self Portraits

Manch einem überambitionierten Album hört man sehr schnell an, wie es eigentlich hätte klingen wollen – wenn die Song-Ideen gezündet hätten und die Instrumente diesen hätten folgen können. Dem vierten Studioalbum Bad Self Portraits der US-amerikanischen Indie-Band Lake Street Dive hört man hingegen an, wohin es einen versetzen will: In eine gemütliche Cocktail-Bar mit Sixties-Einrichtung, in der scheinbar entspannte Leute im Retro-Look ihre Moscow Mules zu lässigen Klängen wie diesen schlürfen und in ihre Smartphones tippen. Dabei hätten zumindest einige Songs dieses Albums noch so viel mehr verdient…

Das Indie-Quartett, das sich 2004 in Boston um den Gitarristen und Trompeter Mike Olson herum gründete, hat in den USA schon erste Erfolge verbuchen können wie einen Auftritt bei David Letterman, vordere Chartplatzierungen und prominente Fans. Dies dürfte vor allem dem eingängigen Sound geschuldet sein, der mithilfe von Rachael Prices markanter Stimme solide zwischen Sixties Rock und Motown Soul pendelt. Bad Self Portraits ist ihr erstes Album, das auch hierzulande veröffentlicht und promotet wird. Der eröffnende Titeltrack ist allerdings mit seinen eher unoriginellen Lyrics und der bemühten Tragikomik (I’m taking Landscapes/I’m taking Still Lifes/I’m taking Bad Self Portraits/Of a Lonely Woman“) eine eher schwache Einleitung zu den Stärken dieses Albums, die sich vor allem in griffigen Up-Tempo-Nummern wie You Go Down Smooth und Seventeen niederschlagen. Gerade in letzterem äußert sich das Vermögen der Band, ihren verspielt-unbeständigen Sound mit passenden Lyrics zu paaren, bei denen Sängerin Price von den Vocals von Schlagzeuger Mike Calabrese gekonnt unterstützt wird – dies hätte man gern noch öfter gehört:

Ein weiterer Höhepunkt der Platte ist die stampfend eingeleitete, sehr soulige Ballade Just Ask, bei der Bridget Prices Stimme zu gefühlvollen Höhen aufschwingt, die man bei den anderen Songs nur leicht erahnen kann – wunderschön. Mit Rental Love gelingt Lake Street Dive zudem ein Schlussstück voller wohltuender Melancholie („The rental of your love/was all that you gave up/But I wanted it all”), das ebenso beeindruckt.

Insgesamt liefert Bad Self Portraits einen angenehmen Soundtrack für laue Sommerabende, an denen man zum eisgekühlten Drink seiner Wahl den Tag Revue passieren lässt, aber die beschriebenen Glanzstücke des Albums haben das Potenzial auch nach dem Sommer auf der Playlist zu bestehen und uns gespannt auf weitere Highlights von Lake Street Dive warten zu lassen.

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